Elke Ulbricht, geboren 1960 in Mönchengladbach.
Studium der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Hans Baschang und Prof. Günther Förg, Diplom 2005.
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Acryl auf Leinwand '80cm x 120cm'
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"Boxer"
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Welche Leitlinien prägen dein künstlerisches Vorgehen, sowohl handwerklich als auch gedanklich ?
Picasso hat gesagt während des Arbeitens die Idee vergessen oder wenn ich weiß wie etwas aussieht wenn ich es
gemacht habe brauche ich es nicht mehr zu machen, also die Leitlinie meines künstlerischen Vorgehens ist der Prozess,
ich begebe mich in den Prozess des Malens hinein als Akt der Hingabe an die Leinwand an die Farbe an ein Fliessen von
Energie, die sich auf die Leinwand überträgt. Dabei denke ich weder an ein Ergebnis noch an einen Ausdruck noch an
eine Vorstellung um genau zu sein versuche ich überhaupt nicht zu denken sondern es vielmehr sein zu lassen. Wenn es
schon Leitlinien sein müssen, dann würde ich sagen zulassen, loslassen, einlassen und zwar in der Reihenfolge, dass das
was auf dem Bild ist etwas entstandenes ist und nichts ausgedachtes.
Mit welchen bekannten Künstlern fühlst du dich verwandt und warum ?
Ich fühle mich mit allen bekannten und unbekannten Künstler verwandt, — weil die Energie die den Künstler antreibt so oder so unteilbar ist. Wer hat gesagt heute ist jeder ein Künstler ? Ist das der Anfang der Kunst oder ihr Ende ? Soll ich jetzt sagen ich fühle mich mit Goya verwandt mit Rembrandt mit Caspar David Friedrich mit Andy Warhol und Neo Rauch allerdings. die Frage ist nicht ob ich mich mit ihnen verwandt fühle sondern sie sich mit mir und wer wollte das bezweifeln ?
Geht es aber um die Einschätzung eines sogenannten Stils, so ist ein Künstler der mit einem solchen geschlagen ist eh schon verloren Das Bild entsteht das Bild aus sich heraus, in dem der der es malt sich im Prozess des Malens vergisst und das was herauskommen soll, kann oder muss.
Wie positionierst du deine Malerei gegenüber der figurativ / gegenständlichen Malerei der Gegenwart ?
Gar nicht. Verstünde ich mich aufs Positionieren wäre ich nicht Künstlerin geworden, sondern Marketingexpertin. Wie leicht und vielleicht sogar zwangsläufig Positionierung zu verzerrten Wahrnehmungen führt zeigt sich, wenn ein so großartiger Maler wie Francis Bacon die abstrakte Malerei pauschal als „Geckleckse für den Markt abtut oder Beckmann ironisch fragt warum Matisse nicht Reklame für Zigaretten malt. Ein gutes Bild lässt sich abstrakt ansehen oder konkret ein schlechtes Bild weder abstrakt noch konkret. In diesem Sinne halte ich Cezanne oder Morandi oder Paul Klee für gute Maler aber schon wenn ich das Wort gute Maler in den Mund nehme bekomme ich ein ziemlich mulmiges Gefühl, dass ich hoffe oben verdeutlicht habe.
Die Schubkraft, die den „Fortschritt“ der Malerei zwischen 1860 und 1960 bewegt hat ist ihre Befreiung aus dem Illusionismus durch die Fotografie und die Befreiung von der Auftragskunst durch den Markt. Dass die Malerei den Boden unter den Füssen verloren hat zeigt sich nicht zuletzt daran, dass sie mittlerweile beide Zustände mit Freude akzeptiert, wenn sie nur irgendwie mit dabei sein darf. Als Strategie dagegen helfen weder Positionierungen, die doch nur im Wasser gezogene Linie darstellen noch konzeptuelle Verrenkungen sondern nur die Ausharren im Atelier auch wenn ich dort bisweilen am liebsten die Wände hochgehe.